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Vor seinem Haus am Strausberger See geht Sigmund Jähn, immerhin schon über 80, zum Schwimmen. Dort begegnet ihm ein Ruderer, der ihn als Held seiner Kindheit anspricht und dessen Huldigung Jähn mit seiner typisch verschmitzten Verlegenheit entgegen nimmt. Diese Auftaktsequenz bringt uns jenen Menschen bereits sehr nahe, der bis heute eine Identifikationsfigur für alle Ostdeutschen geblieben ist: der Sigmund, einer von uns.

Die Dokumentation erzählt das Leben dieses Mannes, der als Arbeiterkind aus dem sächsischen Morgenröthe-Rautenkranz erst Pionierleiter und Jagdflieger der NVA, dann erster Deutscher im All und schließlich unumstrittener Volksheld wurde. "Ich war reingewachsen in diese DDR. Die hat mich zum Flieger ausgebildet und in den Weltraum geschickt. Ich hab das in guter Erinnerung." Dazu gehört eine Kindheit mit einem strengen Vater, eine Militärkarriere bis zum Generalsrang, das unvergessliche Kosmos-Abenteuer, aber auch die Vereinnahmung durch den Staat und ein abrupter Bruch nach dem Mauerfall. Seltenes und überraschendes Archivmaterial lassen den Zuschauer eintauchen in die verschiedenen Lebensphasen des Menschen Jähn.

"Ich habe mich nie mit dem Gedanken befasst, einmal ein Volksheld zu sein." Nie wurde aus Sigmund Jähn ein abgehobener Star und später auch kein frustrierter Wendeverlierer. Er blieb der bescheidene Junge aus den Wäldern des Vogtlandes. Davon berichten Wegbegleiter wie sein ältester Schulfreund Lothar Quäck, sein Kosmonautenkamerad Eberhard Köllner und der westdeutsche Weltallpionier Ulf Merbold, ebenfalls ein Vogtländer und Freund. Sie erzählen in sehr persönlichen Aussagen von seiner Liebe zu Heimat und Natur, seinem unerschütterlichen Charakter, aber auch von seiner Zurückstellung des Privaten hinter die Pflichten des DDR-Staatsdieners.

Immer wieder unterbricht der Film die Etappen dieser Biografie und bewegt sich in Szenen der Gegenwart. Wir entdecken die vogtländischen Wälder seiner Jugend, man sieht Jähn in seinem Haus in Strausberg. Man trifft ihn bei der Gartenarbeit und beim Bewältigen seiner Fanpost und findet ihn umlagert bei einer Kosmos-Veranstaltung in Rostock und gegen Ende noch einmal beim Baden, wo ihm ein junger Sportschwimmer begeistert auf die Schulter klopft: "Schauen Sie in dieses glückliche Gesicht! Da braucht man nicht nach Asien zu fahren, um Buddha zu entdecken."

Das mehrstündige Interview mit Sigmund Jähn in seinem Haus in Strausberg war das letzte, das er gegeben hat. Er ist während der Produktion des Films im September 2019 überraschend verstorben. So endet unser Film bei der Trauerfeier in Jähns vogtländischem Heimatort, wo Freunde und Familie Abschied nehmen. Unter ihnen ist der Star der europäischen Raumfahrt Alexander Gerst: "Ich wünsch Dir eine gute Reise, mein Freund, und immer eine weiche Landung!"

Die Dokumentation über das Leben von Sigmund Jähn ist so auch zu einem Vermächtnis geworden!

 

 

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SIGMUND JÄHN - ein Vogtländer im Weltall

Dokumentation | MDR
90 Min. | 2020
Regie: Nicola Graef und Florian Huber
Produktion: Lona•media

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